5 Wege wie du dein GAP Year sinnvoll nutzen kannst
- kiaranemeth
- 27. Juli
- 8 Min. Lesezeit
Ich wusste schon früh, dass ich nach der Schule reisen wollte. Nicht, weil ich vor irgendetwas davonlaufen wollte, sondern weil ich unbedingt einmal nach Australien wollte. Und trotzdem wurde mein Wunsch oft belächelt. „Ach, du auch? Jeder geht doch nach der Schule nach Australien.“ „Reisen ist doch vergeudete Zeit – studier lieber gleich oder fang an zu arbeiten.“
Doch ich habe mich nicht davon abbringen lassen. Ich bin losgegangen. 12 Monate Work & Travel in Australien. Und heute, ein paar Jahre später, kann ich mit Überzeugung sagen: Es war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Nicht, weil alles perfekt war. Sondern weil ich mich ausprobiert habe. Weil ich gelernt habe, Entscheidungen zu treffen. Weil ich neue Dinge erlebt habe, die in keinem Klassenzimmer dieser Welt beigebracht werden. Und irgendwo auf dem Weg – zwischen Hostels, Jobs und Roadtrips – habe ich einen Teil von mir gefunden, dem ich bis heute folge. Auch jetzt bin ich noch auf der Suche. Nach neuen Orten. Nach neuen Seiten an mir. Und ich bin davon überzeugt: Ein Gap Year ist keine verlorene Zeit – es ist eine einmalige Chance, dich selbst besser kennenzulernen.
In diesem Blog zeige ich dir fünf Möglichkeiten, wie du dein Gap Year sinnvoll gestalten kannst – ganz ohne Druck und ganz nach deinem Tempo. Ob du reisen, arbeiten, lernen oder dich engagieren willst: Hier findest du Inspirationen, wie dein Jahr zu einer Erfahrung wird, die dich ein Leben lang begleitet.
Reisen - Entdecke die Welt und dich selbst

Auch wenn das klassische Backpacking wohl die bekannteste Art des Reisens unter jungen Menschen ist, gibt es noch viele weitere Möglichkeiten. Egal ob mit Rucksack oder Koffer, Flugzeug, Auto oder Zug – für einen Monat oder ein ganzes Jahr: Mit ein bisschen Kreativität sind deiner Reiseplanung kaum Grenzen gesetzt. Du kannst all dein Hab und Gut in einen Rucksack packen und damit nach Südostasien fliegen. Oder du steigst in den Zug und fährst mit dem Interrail-Ticket quer durch Europa. Es kommt ganz auf dich an: Welchen Ort wolltest du schon immer einmal sehen? Was zieht dich hinaus in die Welt? Das Schönste am Reisen ist: Du lernst nicht nur neue Länder kennen – sondern auch dich selbst. Du wirst erleben, wie es ist, selbstständig unterwegs zu sein, fremde Kulturen hautnah zu erleben und deine Fähigkeiten im Probleme lösen ganz automatisch zu trainieren.
Und glaub mir – es wird Herausforderungen geben. Aber genau an ihnen wirst du wachsen.
Um dein Abenteuer auch finanziell stemmen zu können, helfen ein paar einfache Tricks:
Schlaf in Hostels: Sie sind oft günstig, zentral und vor allem ein Ort voller neuer Begegnungen.
Freiwilligenarbeit gegen Unterkunft: Auf Plattformen wie Workaway oder Worldpackers kannst du für ein paar Stunden Arbeit pro Tag kostenlos wohnen – vom Yoga-Retreat bis zur Bio-Farm ist alles dabei.
Zugreisen mit Interrail: Es gibt verschiedene Pässe für unterschiedliche Reisedauern und Altersgruppen – such dir den aus, der zu deinem Plan passt.
Ich erinnere mich noch genau an mein erstes Mal in einem Hostel: alles neu und etwas chaotisch aber unglaublich aufregend. Nur wenige Monate später lief ich, kaum eingecheckt, schon mit ein paar Mädels zum Strand, nachdem wir uns gerade mal zehn Minuten unterhalten hatten.
Am Anfang mag es dir ungewohnt oder sogar beängstigend erscheinen, in Hostels zu schlafen oder mit Fremden zu sprechen. Aber mit jeder neuen Begegnung wird es dir leichter fallen. Und irgendwann merkst du: Du bist mittendrin – im Abenteuer deines Lebens.
Arbeiten - Geld verdienen und Verantwortung übernehmen

Arbeiten im Gap Year bedeutet nicht, dass du direkt deinen Traumberuf fürs Leben finden musst. Vielmehr ist es eine wertvolle Möglichkeit, unterschiedliche Tätigkeiten auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln und dich selbst in verschiedenen Arbeitsumgebungen zu erleben. Vielleicht arbeitest du für ein paar Wochen in einem Café, hilfst im Verkauf aus oder schnupperst in die Gastronomie hinein. In den Sommermonaten gibt es außerdem zahlreiche Gelegenheiten, auf Festivals oder Events mitzuarbeiten. Sei es beim Auf- und Abbau, im Catering oder an der Kasse. Auch saisonale Jobs wie Erntehilfe, Landschaftsarbeiten oder Arbeiten in Ferienanlagen bieten dir die Chance, Geld zu verdienen und gleichzeitig Neues zu entdecken. Das Schöne daran: Du bekommst einen echten Einblick in den Arbeitsalltag, trainierst deine Disziplin und lernst, Verantwortung zu übernehmen. Gleichzeitig verbesserst du wichtige Soft Skills wie Kommunikation, Teamfähigkeit und Organisation. Fähigkeiten, die in der heutigen Arbeitswelt enorm gefragt sind. Und nebenbei sammelst du natürlich auch eigenes Geld, mit dem du deine Reisen oder Weiterbildungen finanzieren kannst.
Auch ich selbst habe vor, während und nach meiner Reise verschiedene Jobs ausprobiert – und bin bis heute immer wieder auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, um mich weiterzuentwickeln. Vom Pommes- und Currywurst-Verkauf in einem Schwimmbad, über die Arbeit als Rezeptionistin in einem Fitness- und Gesundheitszentrum, bis hin zum Bedienen von Maschinen und dem Zusammensetzen kleiner Teile in der Produktion. Keiner dieser Jobs war der „eine Wahre“, in dem ich für den Rest meines Lebens arbeiten wollte. Und trotzdem habe ich jeden einzelnen gern gemacht, dabei Neues gelernt und tolle Menschen kennengelernt.
Es geht nicht darum, die perfekte Karriereentscheidung zu treffen, sondern darum, dich auszuprobieren. Jeder Job ist ein Schritt auf deinem Weg, und manchmal lernt man am meisten über sich selbst, wenn man einfach mal macht.
Work & Travel - Abendteuer und Einkommen verbinden
Work and Travel ist im Grunde eine Mischung aus den beiden vorherigen Punkten: Du reist und arbeitest unterwegs. Diese Form des Gap Years bietet dir die Möglichkeit, neue Orte zu entdecken, gleichzeitig Geld zu verdienen und dabei wertvolle (Arbeits-)Erfahrungen zu sammeln. Am bekanntesten ist sicher das klassische Work and Travel in Australien, Neuseeland oder Kanada: Du reist für mehrere Monate durchs Land und nimmst unterwegs verschiedene Jobs an. Zum Beispiel auf Farmen, in Hostels, in der Gastronomie oder als Au-pair. So verbesserst du nicht nur deine Sprachkenntnisse, sondern lernst auch Land und Leute aus einer ganz anderen Perspektive kennen als beim reinen Backpacking.

Aber auch innerhalb Europas oder sogar in Deutschland kannst du dein eigenes Work-and-Travel-Abenteuer gestalten. Du könntest zum Beispiel einige Monate zu Hause arbeiten, dir ein finanzielles Polster aufbauen und anschließend mehrere Wochen oder Monate reisen. Auch das ist eine Form von Work and Travel, nur eben zeitlich nacheinander statt gleichzeitig. Wenn du dich dafür entscheidest, im Ausland zu arbeiten, gibt es ein paar organisatorische Dinge zu beachten: Du brauchst zum Beispiel in vielen Ländern ein spezielles Visum und solltest dich rechtzeitig über die Jobmöglichkeiten vor Ort informieren. Aber keine Sorge, mit etwas Vorbereitung ist das alles machbar. Plattformen wie Workaway, WWOOF oder auch AuPairWorld können dir dabei helfen, passende Jobs und Gastfamilien zu finden.
Ich selbst habe mein Work-and-Travel-Jahr in Australien verbracht und dabei Jobs gemacht, die ich mir früher nie zugetraut hätte. Ich habe auf einer Schaffarm und einer Pferderanch gearbeitet und das ganz ohne Vorerfahrung. Ich habe als Au-pair drei Kinder betreut und als Housekeeping-Cleaner in einer Unterkunft mitten im australischen Busch gearbeitet. Jeder dieser Jobs war eine Herausforderung und gleichzeitig eine riesige Chance. Mein Tipp an dich: Trau dich! Du musst nichts perfekt können, bevor du loslegst. Die besten Erfahrungen machst du oft dann, wenn du dich auf Neues einlässt.
Weiterbildungen - Lerne was dir wirklich Spaß macht
Nach der Schulzeit plötzlich mehr Zeit zu haben, kann sich erstmal seltsam anfühlen. Aber es ist auch eine wunderbare Gelegenheit, Dinge zu lernen, für die vorher nie Raum war. Weiterbildungen und Kurse sind eine tolle Möglichkeit, dein Wissen zu erweitern, neue Interessen zu entdecken und deinen Horizont zu erweitern und das ganz ohne Leistungsdruck. Ob du dich für kreative Kurse, Design-Workshops, Erste-Hilfe-Schulungen oder Sprachkurse entscheidest, alles, was dich neugierig macht, kann der Anfang von etwas Großem sein. Vielleicht lernst du Spanisch und planst danach eine Reise durch Südamerika. Oder du probierst dich durch verschiedene Themen, einfach weil du es spannend findest. Das Beste daran: Du lernst hier nicht für Noten oder Prüfungen sondern für dich selbst. Und es muss nicht immer ein teurer Kurs sein. YouTube und andere Plattformen bieten eine riesige Auswahl an kostenlosen Tutorials, mit denen du dich in fast jedes Thema einarbeiten kannst. Von Fotografie bis Webdesign, von Musikproduktion bis Meditation.
Ich selbst habe nach meiner Reise einen Kurs zur Fitnesstrainerin gemacht. Nicht, weil ich in diesem Bereich arbeiten wollte, sondern weil mich das Thema schon lange interessiert hat. Jetzt habe ich ein offizielles Zertifikat in der Hand und könnte, wenn ich möchte, sogar in dem Bereich arbeiten oder mein Wissen für mich und mein Umfeld nutzen. Ähnlich war es mit diesem Blog, den du gerade liest. Die Idee hat in meinem Kopf angefangen zu wachsen und ich habe sie Schritt für Schritt mit Hilfe großartiger Menschen umgesetzt. Ich habe mich in Webdesign eingearbeitet, ein bisschen über Texte, Strukturen und Farben gelernt und dann meine erste eigene Website gebaut.

Lass das dein Zeichen sein, auch einfach mal etwas zu starten, was dir am Herzen liegt. Nicht, weil du musst – sondern weil du kannst.
Ehrenamt & FSJ - etwas zurückgeben und wachsen

Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), ein Freiwilligendienst im Ausland oder die Mitarbeit bei lokalen Initiativen kann eine wunderbare Möglichkeit sein, dein Gap Year sinnvoll zu gestalten. Hier sammelst du nicht nur praktische Erfahrungen, sondern entdeckst auch neue Seiten an dir, förderst deine Empathie und übernimmst soziale Verantwortung. Du arbeitest mit Menschen, die du sonst vielleicht nie kennengelernt hättest. Du erlebst, was es heißt, Teil eines Teams zu sein, das wirklich etwas bewirkt. Und du wirst oft mit Situationen konfrontiert, die dich herausfordern. Und genau deshalb wachsen lassen.
Auch ich selbst habe mehrere Jahre lang ehrenamtlich auf Kinderzeltlagern in den Ferien mitgeholfen. Diese Zeit hat mich beschenkt: durch unzählige schöne Erinnerungen, echte Freundschaften und viele Momente, die ich nie vergessen werde. Es war laut, chaotisch, lustig, emotional und unglaublich bereichernd.
Ein Ehrenamt muss nicht immer groß oder international sein. Manchmal wartet das passende Projekt direkt in deiner Nähe. Sei es bei einer Jugendfreizeit, in einem Seniorenheim, im Tierheim oder bei einer Umweltinitiative. Informiere dich einfach mal in deiner Umgebung oder frage in deiner Stadt nach Engagement-Möglichkeiten.
Wenn du lieber ins Ausland möchtest, gibt es auch dafür zahlreiche Organisationen wie weltwärts, kulturweit, IJGD oder DRK Freiwilligendienste, die dir Einsätze im sozialen, ökologischen oder kulturellen Bereich vermitteln. Du bekommst nicht nur eine intensive Zeit voller neuer Eindrücke, du hinterlässt auch einen positiven Fußabdruck. Und das ist vielleicht das Schönste, was du in deinem Gap Year tun kannst.
Das Schöne an einem Gap Year ist: Es gibt keine festen Regeln. Du kannst die Möglichkeiten so kombinieren, wie sie am besten zu dir, deinen Interessen und deiner Lebenssituation passen. Vielleicht reist du und machst unterwegs eine Online-Weiterbildung. Vielleicht verbindest du Work & Travel mit einem Sprachkurs. Oder du engagierst dich ehrenamtlich und verdienst dir nebenbei mit einem Minijob etwas dazu.

Es gibt keinen „richtigen“ Weg – es gibt nur deinen Weg.
Und den wirst du nach und nach entdecken. Nicht alles muss von Anfang an perfekt geplant sein. Dein Gap Year wird vielleicht nicht immer glatt laufen, aber es wird echt sein. Du wirst lernen, wachsen, Neues ausprobieren und dich besser kennenlernen. Genau das macht diese Zeit so besonders.
Also trau dich. Geh los – auch wenn du noch nicht den ganzen Weg kennst. Lerne unterwegs. Lass dich überraschen. Und sei dankbar für diese besondere Zeit, in der du frei gestalten kannst, wer du sein und wohin du gehen möchtest.
Du musst nicht auf alle Antworten vorbereitet sein. Es reicht, wenn du bereit bist, Fragen zu stellen – und loszugehen.

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