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Kein Plan nach der Schule? Völlig normal

  • kiaranemeth
  • 3. Juni
  • 4 Min. Lesezeit

Weniger Druck, mehr Klarheit: Wie du deinen Weg findest und Vertrauen in dich selbst aufbaust.





Als Kind kennt man im Grunde nur eins: Schule. Man steht morgens auf, wird vielleicht noch gebracht oder nimmt den Bus, setzt sich in das Klassenzimmer – und dann beginnt dieser Ablauf, der sich irgendwann wie Alltag anfühlt. Stundenlang sitzen, zuhören, mitschreiben, lernen. Meistens Dinge, die einen nicht mal richtig interessieren. Der Unterricht zieht sich, die Pausen sind zu kurz, und zwischen Vokabeltests, Matheklausuren und Hausaufgaben bleibt kaum Platz zum Durchatmen.

Schüler lernend im Klassenzimmer

Und dann – plötzlich, fast wie aus dem Nichts – steht der Abschluss vor der Tür. Auf einmal wollen alle Erwachsenen wissen, wie es jetzt weitergeht. Studium? Ausbildung? Vielleicht ein Gap Year? Work & Travel? Und wenn ja, wohin überhaupt? Was willst du später mal machen? Welcher Beruf passt zu dir?

Und genau in dem Moment, in dem man das erste Mal kurz denkt: „Okay, ich hab’s fast geschafft“, wird alles irgendwie noch schwerer. Die Welt um einen wird riesengroß. Die Möglichkeiten scheinen endlos – aber statt Freiheit fühlt sich das erstmal nach Druck an. Nach Planlosigkeit. Nach dem Gefühl, dass man irgendwas Wichtiges wissen müsste, obwohl man’s einfach (noch) nicht tut.


Auch ich selbst hab mich in diesem Moment gefragt: Warum hab ich eigentlich keine Ahnung, was ich will? Ist irgendwas falsch mit mir? Oder hab nur ich das Gefühl, dass alle um mich herum schon ganz genau wissen, wohin ihr Weg führt? Das Studium zur Industriekauffrau. Das duale Bauingenieur-Studium. Die Abenteurerin mit dem Rucksack, die für ein Jahr nach Thailand und Bali geht. Und ich? Mittendrin. Überfordert. Mit dem Gedanken, ich müsste doch jetzt studieren, irgendwas „Richtiges“ anfangen – den Plan fürs Leben in der Tasche haben.

Aber weißt du was? Dieser ganze Gedanke vom „fertigen Lebensplan“ – der ist im Grunde ein Mythos. Eine kulturelle Erzählung, die sich gut verkauft, aber mit der Realität der meisten Menschen wenig zu tun hat. Klar, es gibt ein paar, die früh wissen, was sie machen wollen. Aber die meisten? Die suchen sich einfach irgendwas, das gerade interessant klingt. Vielleicht ein Bereich, in dem man mal ein Schulpraktikum gemacht hat. Oder das Erstbeste, was einem gesagt wurde.

Und schlussendlich fangen wir alle irgendwo an. Einfach so. Ohne Garantie. Ohne Glaskugel.

Denn je älter ich werde, desto klarer wird mir: Selbst viele Erwachsene haben eigentlich keine Ahnung, wohin sie wirklich wollen – auch wenn sie gern so tun, als ob.


Ich erinnere mich noch gut an einen bestimmten Tag. Mal wieder hatte mich jemand gefragt, was ich nach der Schule machen will. Ganz harmlos gefragt, aber es traf mich wie ein Brett. Ich setzte mich an den Computer, öffnete einen Tab nach dem anderen – Studiengänge, Ausbildungswege, Reiseziele. Alles war dabei. Von „Was kann ich gut?“ über „Was bringt Geld?“ bis hin zu „Wie komm ich hier einfach nur raus?“ Und trotzdem hatte ich keine Antwort. Nur dieses dumpfe Gefühl im Bauch: Leere.

Früher dachte ich, diese Leere wäre ein Zeichen dafür, dass mit mir etwas nicht stimmt. Heute weiß ich: Sie ist kein Fehler.

Frau vor Bücherregal Symbolisch für die vielen Lebenswege die man gehen kann

Diese Leere ist Raum. Raum für Entwicklung, für Zweifel, für Ausprobieren. Für Umwege, die man später nicht mehr missen möchte. Ich dachte immer, ich bräuchte einen Plan – für mich selbst, aber auch, um ihn vorzeigen zu können. Als wäre Klarheit ein Beweis dafür, dass man „funktioniert“.

Aber mit der Zeit habe ich gemerkt: Mein Bauchgefühl war oft viel klarer als jeder Lebensentwurf, den ich mir im Kopf zusammengereimt habe. Ich musste nur anfangen, ihm zu vertrauen und einen Schritt nach dem anderen machen.


Während meiner Schulzeit bin ich schon viel gereist – meistens in den Ferien, immer mit dem Wunsch nach mehr. Nach der Schule wollte ich mir dann endlich die Zeit gönnen, wirklich loszuziehen. Ohne Druck, ohne Stundenplan. Einfach nur ich, die Welt und der Wunsch, zu wachsen.

Trotzdem: Ganz ohne Plan wollte ich nicht los. Also habe ich mir vor der Abreise einen Job bzw. ein duales Studium gesichert, das ich direkt nach meiner Rückkehr starten wollte. Sicherheit, dachte ich. So hat man zumindest „etwas in der Hand“. Aber – und ja, ich weiß, das klingt super klischeehaft – diese Reise hat alles verändert.

Nicht nur, weil ich viele neue Orte gesehen habe. Sondern weil ich mich gesehen habe. Weil ich angefangen habe, zu verstehen, wer ich eigentlich bin, wenn ich nicht ständig versuche, Erwartungen zu erfüllen. Eine spontane Jobmöglichkeit unterwegs hat mir dann gezeigt: Es gibt so viele Wege, von denen ich vorher keine Ahnung hatte. Und plötzlich wurde aus dem „nur mal ausprobieren“ ein grober Weg, der sich beim Weitergehen Stück für Stück klarer anfühlte.

Das Leben ist keine betonierte Straße mit Schild und Navi. Es ist ein Trampelpfad. Und manchmal endet der einfach mitten auf einer riesigen Wiese – und du stehst da, musst dich neu orientieren und den nächsten Pfad erst selbst finden. Diese Unsicherheit, die sich so unangenehm anfühlen kann? Sie ist kein Zeichen von Scheitern. Ganz im Gegenteil: Sie ist ein Zeichen dafür, dass du in Bewegung bist.


Einige der wichtigsten Dinge, die ich unterwegs gelernt habe, waren keine Fakten oder fertigen Antworten – sondern neue Sichtweisen. Mentale Erlaubnisse, die ich mir selbst gegeben habe.


  • Ich darf Dinge nicht wissen.

  • Ich darf mich umentscheiden.

  • Ich darf mutig sein – auch wenn ich noch nicht weiß, wofür genau.

  • Ich darf mir und meinen Fähigkeiten vertrauen.

  • Ich darf mich verloren fühlen.

  • Ich darf mich selbst kennenlernen. Und meinen eigenen Weg finden.


Wenn ich heute mit meinem 18-jährigen Ich sprechen könnte, würde ich sagen:„Du musst keinen Plan haben, der für immer gilt. Du darfst dich fühlen, wie du dich fühlst. Und ich verspreche dir – du brauchst keinen in Stein gemeißelten Lebensentwurf. Das Einzige, was du brauchst, ist den Mut für deinen nächsten Schritt.“


Frau die frei von Erwartungen ist und ihren eigenen Weg mit Mut und Freude geht

Wenn es dir gerade genauso geht: Ich seh dich. Ich verstehe dich. Und du bist nicht allein.

Schreib mir gern einen Kommentar und erzähl mir, wie es dir in dieser Zeit geht. Kennst du dieses Gefühl? Hast du ähnliche Gedanken?Ich freu mich, wenn du mir auch auf Social Media schreibst – lass uns austauschen. Denn manchmal hilft es schon, zu wissen, dass da jemand ist, der genau das Gleiche fühlt.


„Vielleicht ist der schönste Plan der, den du erst beim Losgehen schreibst.“

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